Mut zum Buch

Neulich im Gespräch: „Es werden ja heutzutage viel zu viele Bücher veröffentlicht.“ Daraufhin ich: „Nein, es sind viel zu wenige!“

Zu wenige gute natürlich. Denn viele Menschen, die ein tolles Sachbuch oder einen Ratgeber schreiben könnten, tun das nicht. Warum?

Originalstimmen

Bei mir zuhause auf dem Dachboden steht eine ganze Kiste mit Materialien für ein Buch über meine Familiengeschichte. Ich will vor allem die Biografie meiner Großmutter erzählen. Aber im Alltagsstress wird irgendwie nix draus …

Ich will ein Sachbuch schreiben. Seit Jahren schiebe ich ein paar Seiten auf meinem Computer herum. Aber trägt meine Idee überhaupt?

Hätte ich meine Dissertation damals nur beendet!

Es gibt viele Gründe, kein Buch zu schreiben. Keinen Anfang finden, fehlende Zeit, Unsicherheit … Genau diese Punkte verwandeln wir jetzt in ihr Gegenteil. In Argumente, die Mut zum Buch machen.

Punkt 1: Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll.

Sie haben diese Idee. Gleichzeitig finden Sie den Gedanken, daraus ein Buch zu machen, absurd.

Sie fragen sich: Wie geht das überhaupt und welches Geheimwissen haben die da draußen, die das erfolgreich machen? Soll ich jetzt einfach ein leeres Word-Dokument öffnen und die Einleitung schreiben?

Orientierungspflöcke Konzept, Rohfassung, Lektorat

Jedes Buch hat eine individuelle Entstehungsgeschichte, wie alle persönlichen Projekte. Besonders beim ersten Buch löst diese Ungewissheit Angst aus. Sie bedeutet aber auch die Chance, mit viel Gewinn den eigenen Weg zu finden.

Orientierung geben dabei die klassischen Phasen im Schreibprozess: Konzeptionsphase, Rohfassung, Überarbeitungen, Lektorat. Wie und mit wem Sie das alles gestalten, haben Sie in der Hand.

Innerhalb dieses Prozesses gibt es viel Raum für individuelle Strategien. Viele Autorinnen und Autoren führen durchgehend ein Schreibtagebuch. Dort ist Platz, um das Schreiben und den Umgang damit zu reflektieren.

Tipp: Einstieg mit einem Schreibtagebuch

Sie können mit solchen Journaltexten auch ins Schreiben einsteigen. Am Anfang kommt es Ihnen wahrscheinlich fremd vor, über das Schreiben selbst nachzudenken. Sie werden dabei aber viel über Ziele und Motivation herausfinden!

Im Schreibtagebuch halten Sie fest, wie es Ihnen mit dem Schreiben geht. Sie protokollieren Ihre Schreibroutinen. Sie bringen Probleme aufs Papier und entwickeln Lösungen.

Außerdem werden Sie beim Durchblättern Ihres Schreibjournals immer wieder auf Ideenschnipsel stoßen, die Sie im Buch selbst weiterentwickeln können. Ideen, die den Weg aus Ihrem Kopf sonst vielleicht nicht raus gefunden hätten.

Punkt 2: Ich habe keine Zeit.

Jeder hat sicher Zeiten im Leben, in denen es schwerfällt, sich auf ein größeres Projekt einzulassen. Persönliche Belastungsgrenzen sind individuell. Und manche Dinge wichtiger, als ein Buch zu schreiben.

Auf der anderen Seite ist Schreiben die Möglichkeit, sich Zeit für etwas Bedeutungsvolles bewusst zu nehmen. Wann und wie das geht, entscheiden Sie. Den Biorhythmus zu befragen, ist ein guter Anfang.

Tipp: Klein anfangen mit 15 Minuten Arbeit

Versuchen Sie, den Zeitplan des Buchs an Ihre individuelle Lebenssituation anzupassen. Geben Sie nicht auf, weil Sie nicht gleich drei Wochen lang in große Schreibklausur gehen können. Setzen Sie sich lieber kleine Ziele.

Klein anzufangen bedeutet etwa, 15 Minuten am Tag ein Ideen- oder Konzeptionsjournal zu führen oder mit einer anderen Kreativtechnik zu spielen. Davon geht eine Kraft der Veränderung aus, auf der Sie aufbauen können.

Punkt 3: Mein Thema ist irrelevant.

Diese Angst ist so normal, dass sie als fester Bestandteil von größeren wissenschaftlichen Schreibprojekten gilt. Sie trägt den schönen Namen Relevanzkrise. Eine Standardkrise, die jeder hat.

Das nimmt den Druck vielleicht nicht weg. Deshalb: Sie mit Ihrer Biografie gehen mit Ihrem Thema um, wie das sonst niemand tut. Selbst wenn man eine andere Person mit dem gleichen Thema hinsetzen würde – sie würde ein anderes Buch schreiben.

Wenn Sie Ihr Buch nicht schreiben, schreibt es keiner. Das bedeutet Verantwortung!

Punkt 4: Ich versage und das Ergebnis wird schlecht.

Schreiben ist, wie alle kreativen Tätigkeiten, mit Unsicherheit verbunden. Etwas Neues und Individuelles entsteht eben nur, wenn das Ergebnis noch nicht klar vorgezeichnet ist.

Das bedeutet, auch während des Schreibens für neue Entwicklungen offen zu sein. Etwa für ein Kapitel zu einem Gedanken, der Ihnen beim Schreiben gekommen ist, in der Arbeitsgliederung aber noch nicht geplant war.

Abschließend noch ein Gedanke: Kann etwas wie ein Buch, an dem Sie so lange intensiv gearbeitet haben und das so viele Menschen vom Testleser bis hin zur Lektorin angesehen haben, schlecht sein?