Vier Belegstrategien für das Sachbuch (Die Gedanken der anderen wiedergeben, Teil II)

Fußnoten sind ein Klassiker des Belegs. Im Sachbuch sind sie trotzdem nicht beliebt. Da sie am Ende der Seite so präsent sind, zieht es unseren Blick beim Lesen immer wieder nach unten. Das reißt uns erst einmal aus dem Haupttext raus – und schon ist der Lesefluss unterbrochen.

Lesefluss

Das Sachbuch braucht andere Belegstrategien. Das Ziel ist der Flow. Und nicht, wie im wissenschaftlichen Text, der permanente Wechsel zwischen zwei Ebenen: der Darstellung und der dahinter liegenden Wissensarchitektur.

Wer sich in ein Sachbuch vertieft, will Belege meist nur punktuell näher ansehen.

Alternativen zur Fußnote

Deshalb findet sich in vielen Sachbüchern die erste alternative Belegstrategie, die ich hier vorstelle: Endnoten.

1. Endnoten

Sie bedeuten zwar, dass wir blättern müssen. Aller Wahrscheinlichkeit nach tun wir das aber nur selten. Dafür ist die Seite entlastet und wir können uns ganz auf die Darstellung, die Erzählung konzentrieren.

Endnoten eignen sich besonders gut für Sachbücher, die um eine hohe Dichte von Belegen dann doch nicht herumkommen. Mögliche Gründe:

· Das Sachbuch soll zitierfähig bleiben, also auch in der wissenschaftlichen Community auf Akzeptanz stoßen.
· Manche Sachbücher sind eng an aktuellen Forschungsergebnissen geschrieben und brauchen deshalb mehr Anmerkungen.
· Andere argumentieren viel mit Studien und Zahlen. Da sind exakte Nachweise unerlässlich.
· Bücher, die geschichtliche Themen behandeln, zitieren gern Quellen, da sie die historischen Akteure und Akteurinnen zu Wort kommen lassen wollen. Auch hier ist der Beleg unumgänglich.

Mit Endnoten sind die Belege präzise zuzuordnen und befinden sich kompakt am Ende des Buchs.

2. Die Gedanken der anderen thematisieren

Die zweite alternative Belegstrategie mag ich besonders, denn sie verleiht dem Sachbuche Tiefe. Statt Bücher und Namen, die für das Thema relevant sind, in die Belege zu verbannen, können wir sie im Fließtext bewusst thematisieren und nennen. Wissen wird von Menschen gemacht, die voneinander lernen, gegensätzliche Ansichten vertreten, streiten, falsch liegen, ihre Ansichten revidieren …

Im Text sieht das dann so aus:

„Forscherin XY hat im Jahr xy, weit vor vielen anderen, genau diese Frage in ihrer Langzeitstudie mit dem Titel xy gestellt. Aber sie hat bestimmte Daten nicht erhoben, die angesichts des damaligen Wissensstandes nicht relevant erschienen, deshalb kam sie zu anderen Schlüssen. Sie konnte noch nicht wissen, dass …“

Damit kommt eine neue Ebene in den Text: Das Wissen ist nicht einfach da, sondern hat einen Ort und eine Zeit. Es existiert nicht kontextlos in einem großen Pool, in dem wir Cherry Picking betreiben, sondern hat eine eigene Geschichte.

Im Sachbuch können wir dann auf eine Fuß- oder Endnote verzichten und den vollständigen Titel stattdessen in die Literaturliste am Ende des Buches aufnehmen.

3. Literaturliste nach Kapiteln

Eine dritte Möglichkeit, Fußnoten zu reduzieren oder ganz zu ersetzen, ist eine nach Kapiteln sortierte Literaturliste am Ende des Buches. Dort erscheinen die jeweils relevantesten Bücher.

Das schafft einen schönen Überblick, geht aber auf Kosten der Präzision. Die einzelnen Titel sind nicht unbedingt konkreten Passagen oder Aussagen im Haupttext zuzuordnen.

Es sei denn, die Literaturliste ergänzt die Belegtechnik in Punkt 3, denn dann ist es für Leser*innen möglich, die Verbindung zwischen Literaturtitel und thematischer Passage im Buch herzustellen.

4. Thematisch sortierte Literaturliste

Denkbar ist außerdem eine thematisch geordnete und vielleicht sogar kommentierte Literaturliste. Dann lassen sich die benutzten Titel grob den jeweiligen Feldern, die das Buch behandelt, zuordnen. Wie in Punkt 3 geht das allerdings auf Kosten der Genauigkeit.

Diese Form sehe ich weniger in Sachbüchern als vielmehr in belletristischen Werken, wenn Autor*innen ihre Quellen offenlegen. In der Danksagung oder dem Schluss findet sich dann manchmal ein kleiner Fließtext zu wissenschaftlichen Werken und anderer Literatur, die in das Buch eingeflossen sind.

Alle diese Strategien eignen sich auch zum Mischen – je nachdem, wie es dem individuellen Sachbuch entspricht. Ich unterstütze Sie gerne schon im Schreibprozess, eine gute Lösung zu finden.